Optimiere dein Hundetraining, indem du spielst wie ein Hund

von Susan Garrett - Übersetzung erfolgt mit freundlicher Genehmigung

Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass ich in diesem Blog das Thema „Zerrspiele“ nur an der Oberfläche berühren werde :)).

Warum muss mein Hund zergeln?

Vielleicht fragst du dich, warum zum Teufel Zerrspiele überhaupt so verdammt wichtig sein sollen? Ich persönlich bin der Meinung, dass alle Hunde lernen sollten, mit dem Besitzer zu zergeln, besonders wichtig ist dies aber noch für Sporthunde. Hier sind meine zehn Hauptgründe, warum ich zweifelsohne der Meinung bin, dass es die Investition deiner Zeit wert ist, deinem Hund ein Zerrspiel beizubringen.

1. Dein Hund wird Ablenkungen während des Trainings ausblenden

Zergeln ist der einfachste Weg, um deinen Hund in einen Zustand der höchsten Leistungsfähigkeit zu bringen. Hunde in einem Zustand geringerer Erregung neigen dazu, mehr „nebensächliche“ Dinge in ihrer Umgebung wahrzunehmen. Es erstaunt mich nie, dass die Mehrheit der Hunde, die ich gesehen habe, die als „sensibel“ oder „ängstlich in bestimmten Umgebungen“ beschrieben werden, auch Hunde sind, die kein Zerrspiel gelernt haben. Wenn ein Hund in einem niedrigeren Erregungszustand auf Ablenkungen trifft, bemerkt er diese Ablenkungen mit grösserer Wahrscheinlichkeit (und hat damit dann einen Anlass, sich Sorgen zu machen). Aus diesem Grund zeige ich meinen Welpen potenziell „beängstigende“ Situationen nur dann, während sie sich auf ein Zerrspiel konzentrieren. 

2. Du schaffst es leicht, die Anfänge von „Ich will nicht – ich mach’s nicht“ zu überwinden

Zerrspiele bieten denjenigen unter uns, die ohne verbale oder physische Korrekturen trainieren wollen, eine einfache Möglichkeit, unseren Hunden beizubringen, dass „sie tun müssen, was ich verlange, egal was rundherum los ist“. Wenn ein Hund sich erst einmal die Einstellung „Ich will nicht – ich mach’s nicht“ angeeignet hat, lernt er, dass er immer eine Wahl hat, wenn man ihn um etwas bittet. Du bist zum Beispiel mit deinem Welpen in einer Hundetrainingsgruppe und möchtest, dass er sitzt, aber er hängt sich in die Leine, weil er beschlossen hat, dass es mehr Spass machen würde, mit dem Hund neben ihm zu spielen. Wenn du mit Korrekturen in deinem Training arbeitest, macht es vielleicht den Anschein, dass du einen „Aus-Schalter“ für solches Verhalten hast, da du den Hund in einem solchen Moment physisch einschüchtern und ihn „zum Sitzen bringen“ kannst. Das ist nicht die Art von Beziehung zu meinen Hunden, die ich mir wünsche, und diese Art der Hundeerziehung führt zu einem Hund, der nur dann tut, was man von ihm verlangt, wenn man nahe genug ist, um ihn „zu zwingen“.

Ich nutze Zerrspiele schon früh im Leben meiner Welpen, um ihnen innerhalb des Spiels beizubringen, schwierige Entscheidungen zu treffen: „Ja, du willst vielleicht mit diesem einen Spielzeug zergeln, aber ich bitte dich darum, mit diesem neuen zu zergeln“ oder „Ja, du willst vielleicht noch einen Keks, aber du musst mit diesem Spielzeug zergeln“. Ich schaffe bewusst in Trainingseinheiten, in denen es um „nichts Wichtiges geht“ diese „Ich will nicht – ich mach’s nicht“ – Momente“, damit meine Hunde schon in sehr jungem Alter lernen, dass es keine Option ist, mir „Ich will nicht“ zu sagen und so werden sie in Zukunft die schwierigen Entscheidungen zu meinen Gunsten treffen (z.B. „ich will zwar das Eichhörnchen jagen, aber ich höre meine Mama rufen, also werde ich es nicht tun“).

3. Gewichtsverlagerungen für den Hundesport

Ein Zerrspiel ist die erste Gelegenheit, bei der du eine „Gewichtsverlagerung“ bei deinem Hund fördern und weiter ausbauen kannst. Das Verlagern des Gewichts ist eine äusserst wichtige Fähigkeit für alle Agilitysportler unter uns, da es dem Hund das Einfädeln in den Slalom, enge Wendungen und das Einnehmen der 2on2off-Position auf der Kontaktzone wesentlich erleichtert.

4. Belohnungen in Distanz

Wenn dein Hund sehr motiviert ist für Spielzeug, hast du beim Training mehr Belohnungsmöglichkeiten. Du bist auch flexibler, wenn du Verhaltensweisen belohnen willst, die in Distanz zu dir ausgeführt werden sollen (wie Distanzarbeit, Slalomtraining usw.).

5. Wert schaffen fürs Ansprechbar-bleiben – auch wenn du dich in Distanz befindest

Wenn du nur mit Futter belohnst, wird dein Hund bald lernen, dass es wenig Wert hat, ausserhalb deiner „Keks-Wurfdistanz“ etwas von dir zu erwarten. Wenn du versuchst, das Problem durch das Werfen eines Futterdummy o.ä. zu lösen, verzögert dies die Verstärkung für den Hund, wodurch auch das Lernen verzögert wird. Wenn man die Kekse einfach nur wirft, lernen viele Hunde, am Boden zu schnüffeln, denn die Erfahrung hat sie gelehrt, dass sich das Schnüffeln für sie am meisten lohnt.

6. Förderung der Motivation

Zergeln ist die grösste Belohnung für Motivationsspiele. Es verknüpft die gesamte Belohnung mit deiner Person. Wenn du einen Ball zur Belohnung wirfst, ist es für den Hund dann am Tollsten, wenn er weg von dir ist, den Ball jagt und wenn er den Ball erwischt, ist er immer noch in Distanz zu dir. Wenn du eine Futterbelohnung verwendest, statt eines Zerrspiels, um deinen Hund für seine Motivation zu belohnen, läufst du Gefahr, seine Motivationslage zu reduzieren, da Futter eine beruhigende Wirkung haben kann, wodurch du den Zustand der höchsten Leistungsfähigkeit wieder verlierst.

7. Übertrage den Wert des Zerrspiels auf Anderes

Bei Hunden, die nicht so sehr auf Futter stehen, kann ich das Zergeln als eine Möglichkeit nutzen, die Attraktivität von Futter zu steigern, wodurch auch der magersüchtigste Hund zu einem absolut „futterbesessenen“ Hund wird.

8. Einfacher Ansatz zur Gegenkonditionierung

Zerrspiele sind eine ausgezeichnete Möglichkeit, den Hund an Berührungsreize zu gewöhnen. Sorge zuerst dafür, dass dein Hund etwas in Fahrt kommt und auf das Zerrspielzeug konzentriert ist und dann kannst du beginnen, seine Schultern, Flanken, sein Gesicht … überall sanft zu berühren. Dies baue ich Schritt-für-Schritt gerne soweit auf, dass man den Hund (natürlich spielerisch, siehe Video unten) abklatschen kann, ohne dass er es bemerkt. Welchem Zweck dient dies? Der offensichtliche Grund ist, dass es für Hunde, die Probleme damit haben, berührt zu werden, eine ausgezeichnete Möglichkeit ist, dieser Angst entgegenzuwirken. Es ist zudem ein absolutes MUSS die Toleranz für feste Berührungen zu trainieren, wenn du mit deinem Hund Agility betreibst! Unsere Agility-Hunde müssen selbstbewusst durch Tunnel laufen und ihr Gesicht an Slalomstangen reiben. Ich hatte einen 6-monatigen Rückschlag in meinem Slalomtraining mit einem meiner kleinrassigen Hunde „DeCaff“, bis ich merkte, dass das alles darauf zurückzuführen war, dass sie die Slalomstangen nicht mit dem Gesicht „berühren“ wollte.

9. Dein Hund richtet seine Konzentration auf DICH!

Selbst wenn ich nie mehr an Hundesportwettkämpfen teilnehmen würde, wäre das Zerrspiel noch immer ein absolut zentraler Bestandteil meines Hundetrainings. Am ersten Tag, an dem ein Welpe bei mir Zuhause einzieht, beginne ich mit ihm zu zergeln, dies fördert die Konzentration auf meine Person.

10. Dein Hund lernt, für das zu arbeiten, was er haben möchte!

Als Nächstes baue ich das Zerrspiel mit dem Welpen so weit aus, dass ich das Spieli so lange zurückhalte, bis der Welpe etwas „anbietet“. Das hilft ihm zu verstehen, wie er an Spass und meine Aufmerksamkeit kommt und dass es sein eigenes Verhalten ist, welches der Schlüssel zu allen Belohnungen ist. Schon bald wird der Welpe das Spieli „ausgeben“ und „nehmen“, wann ich es will. Ich werde ihm vermitteln, dass es in meinem Haushalt Regeln gibt und egal wie sehr er etwas haben möchte, er immer innerhalb der Grenzen meiner Regeln leben muss. Es gibt nicht den geringsten Grund für psychische Einschüchterungen oder grobe Einwirkungen, meine Welpen lernen, aufzuhören, wenn ich „Stopp“ sage, und loszulegen, wenn ich „Los“ sage, und zwar immer mit grosser Konzentration auf mich – all das haben sie innerhalb von Zerrspielen gelernt.

11. Konzentration auch bei Erregung

Ich weiss, dass ich gesagt habe, ich würde meine 10 Hauptgründe nennen, aber ich war schon immer ein bisschen eine Streberin, deshalb kriegst du nun 11:). Irgendwann bringe ich den Welpen absichtlich in einen „übertriebenen“, wilden Zustand während des Zerrspiels und bitte ihn dann, zu sitzen oder sich hinzulegen. Dieses Spiel wird ihm dabei helfen, zu lernen, dass er, egal wie aufgeregt er bei der Jagd eines Eichhörnchen oder beim Spielen mit einem anderen Hund wird, immer auf das hören muss, was ich von ihm will. Diese Fähigkeit kann eines Tages meinem Hund das Leben retten.

Verhaltenskodex für Zerrspiele

Diejenigen von uns, die in der Öffentlichkeit mit unseren Hunden zergeln, tragen die Verantwortung, die ungeschriebenen Gesetze des „Zerrspiel-Verhaltenskodex“ einzuhalten. Okay, vielleicht waren sie bisher ungeschrieben, aber jetzt nicht mehr, denn hier teile ich mit dir meine Gedanken zum Verhaltenskodex beim Zergeln mit deinem Hund ausserhalb von eurem Zuhause.

Achte beim Zergeln immer auf deine Umgebung. Klar, schaue auch immer kurz zu deinem Hund zurück, um mit ihm den Kontakt zu halten und um das Zerrspiel zu unterbrechen und neu zu starten, aber dein Fokus sollte darauf liegen, was um euch beide herum passiert. Regt das Zerren deines Hundes andere Hunde um ihn herum auf? Dein Hund ist verletzlich, während er zergelt, da er sich ganz auf dich und das Spielzeug konzentriert. Du musst seine Augen sein und für ihn auf andere Hunde achten, die sich von deren Besitzern losreissen könnten, um deinen Hund zu disziplinieren, weil er „zu viel Spass“ hat (wir alle kennen Hunde, die sich verpflichtet fühlen, die „Spasspolizei“ zu spielen, nicht wahr?)

Gedankenloses Zergeln hat für dich und deinen Hund keinen Wert, also sei „im Moment“ bei deinem Hund, aber sei auch „im Moment“ in deiner Umgebung, damit du im Falle von Schwierigkeiten reagieren kannst, um deinen Hund zu schützen. Wenn du an einem Wettbewerb bist, achte dich auch besonders auf Hunde, die in den Wettbewerbsring kommen. Wenn ich an einem Obedience-Wettbewerb wäre, würde ich meinen Hund nicht mit wilder Begeisterung direkt ausserhalb des Wettbewerbsfeldes zergeln lassen wollen, das wäre einfach respektlos gegenüber den Mitbewerbern. Das Gleiche gilt für einen Agility-Wettbewerb, wenn dein Hund Töne von sich gibt, während er zerrt, sorge dafür, dass du in Distanz zum Wettbewerbsring mit ihm spielst. Achte auf die Hunde in der Nähe oder auf diejenigen, die gerade dabei sind, den Ring zu betreten, und probiere angemessen einzuschätzen, wie sich das Zerrspiel von dir und deinem Hund auf die Stimmung dieser Hunde auswirken könnte. Auch hier solltest du dich auf der Seite des respektvollen Umgangs und des fairen Sportsgeistes bewegen.

Gefahren des Zerrspiels

Zergeln ist ein fantastisches Hilfsmittel und wie du siehst, würde ich nie einen Welpen grossziehen, ohne Zerrspiele zu verwenden, aber falsches Zergeln kann nicht nur schädlich für deinen Trainingserfolg sein (weil die Belohnung am falschen Ort gegeben wird), sondern, was noch wichtiger ist, es kann dann gefährlich sein für deinen Hund. Der Schlüssel zum Zergeln ist, Hunde nachzuahmen, wie sie untereinander spielen. Beobachte, wie ein Hund mit einem Artgenossen zergelt, es ist hauptsächlich ein Spiel des Festhaltens, wobei das Gewicht nach hinten verlagert wird. Gelegentlich kann es zu einem Schütteln des Kopfes von einer Seite zur anderen kommen, aber das Spiel ist sehr viel passiver zwischen zwei Hunden, als es die meisten Menschen machen.

Sieh dir das Video an. Probiere, Gemeinsamkeiten zu finden, zwischen der Art und Weise, wie meine beiden Hunde zusammen zergeln und wie ich selber mit einem Hund alleine zergle. Kannst du die vielen Bewegengen auflisten, wie jeder der beiden Hunde seinen Körper während des Zerrpiels einsetzt?

Versuche, einen Hund nachzuahmen, wenn du zergelst … du brauchst deinen Hund nicht herumzuschleudern, zu schütteln oder mit den Vorderbeinen vom Boden abzuheben, wenn du mit ihm ein Zerrspiel machst. Dies führt nur zu einem unnötigen Verletzungsrisiko. Wenn du zum Beispiel den Kopf deines Hundes von unten nach oben (vertikal) bewegst, überstreckst du mit jeder dieser Bewegungen den Nacken deines Hundes ein wenig. Der Hals und Nacken unserer Hunde ist so gebaut, dass sie ihn kraftvoll von einer Seite zur anderen bewegen können, aber nicht von oben und unten. Wenn Hunde untereinander zergeln, wirst du nie sehen, dass der eine Hund den anderen auf und ab bewegt am Zergel! Wenn du das Spieli während des Zerrspiels mit deinem Hund bewegst, dann tue dies sachte von einer Seite zur anderen (horizontal), anstatt den Hund abrupt zu reissen oder zu rucken. Ebenso habe ich Leute erlebt, die ihre Hunde am Spielzeug im Kreis drehen, und oft habe ich einen Hund währenddessen kurz aufjaulen hören und das Spielzeug fallen lassen gesehen. Das lässt mich vermuten, dass das Gewicht des Hundes auf seinem Vorderbeinen war, in dem Moment, als der Besitzer begann, den Hund am Spielzeug zu drehen und so dabei die Schulter des Hundes verdreht hat.

Das ist kein Spielen wie Hund es tun würden!

Meine primäre Interaktion mit dem Hund während des Zergelns besteht darin, dass ich den Hund stimmlich unterstütze, wenn ich mag, was er gerade tut, und dass ich meine freie Hand nutze, um den Hund mittels Berührungen aktiv im Siel zu behalten. Ich spiele mit den Hunden ein Spiel, welches ich „Zergeln mit Schmackes“ nenne. Das Spiel beginnt mit sanftem Streicheln über den ganzen Körper des Hundes, was dann allmählich bis zum Abklatschen des Hundes gesteigert wird. Eine weitere Möglichkeit, das Zergeln zuverlässiger zu machen, ist, Spielzeug zu verwenden, das an einem elastischen Band befestigt ist. Elastische Zerrspielsachen federn Rucke ab und schonen die Gelenke und den Hals deines Hundes.

Zergeln ist ein fantastisches Werkzeug im Werkzeugkoffer, welches alle zur Verfügung haben sollten, wenn sie ihren Hund trainieren. Wenn du immer daran denkst, „wie ein Hund zu spielen“, wirst du es immer richtig machen!

Close

50% vollständig

Keine News verpassen

Bei Leben mit Hunden läuft immer etwas - wenn du exklusive Trainingstipps und Angebote als Erste/r erfahren möchtest, melde dich einfach hier an: