Training ist Anleitung zum Glücklichsein

Uncategorized Jun 01, 2020

von Simone Fasel

Immer wieder lese ich Posts (auch von positiven) Trainern mit Inhalten wie „Sitz, Platz, Fuss“ solle hintenangestellt werden, wenn ein neuer Hund einziehe, denn zuerst sei es wichtig, dass ein Hund sich im Alltag zurechtfinden würde. Oder ich sehe Beiträge, in denen gesagt wird, „ich mache keinen Hundesport, mein Hund soll glücklich sein“.

Das stimmt mich immer nachdenklich. Offensichtlich wollen wir zwar zu einer neuen Art der Hundeerziehung kommen, scheinen aber vor allem noch Training zu kennen, welches ein „Muss“ ist - etwas, was nicht mit Glücklichsein vereinbar ist.

Der Ruf nach „giving training back to the animals“ (frei übersetzt: „Training soll wieder FÜR das Tier sein) ist da, aber konkrete Umsetzungsmethoden noch viel zu wenig bekannt. Es liegt deshalb an uns Trainerinnen, konkret zu werden, Übungsanleitungen zu entwickeln und verfügbar zu machen - damit Training umgesetzt wird und seine positiven Wirkungen für die Hunde entfalten kann.

Denn Training ist dazu da, dem Hund die Welt zu erklären, sein Selbstbewusstsein zu fördern, ihm das Gefühl der Kontrolle über seine Umwelt zu geben - kurz: ihn glücklich zu machen.

Oft werden wir gefragt, wann wir beginnen würden, mit einem Welpen oder neuen Pflegehund zu trainieren? Auf alle Fälle am ersten Tag, an dem er einzieht! Nicht mit ihm zu trainieren, würde heissen, ihn alleine im Regen stehen zu lassen.

Mit welcher konkreten Übung man startet, ist dabei gar nicht so wichtig, denn es sollte generell so sein, dass beim Training nur Techniken angewendet werden, bei denen der Hund innerhalb eines Spiels alle wichtigen Fähigkeiten lernt.


Wir trainieren jeden einzelnen Tag mit jedem unserer Hunde. Manchmal kürzer, manchmal länger. Manchmal ist es eine Übung, die wohl der Kategorie „nützlich“ zugeordnet würde („Fussgehen“), manchmal eine, die als hundesportliche Übung bezeichnet würde („lauf durch einen Tunnel und einen Hoop“) und manchmal etwas, was unter dem Begriff „Trick“ daherkommt („Twist“).

Verhindern diese Übungen, dass unsere Hunde im Alltag glücklich und ausgeglichen sind? Niemals! Sie sind geradezu die absolute Grundlage dazu. Was nach aussen aussieht, wie eine Obedience-Übung, wie ein Trick… ist für den Hund DIE Gelegenheit, seine Umwelt positiv zu verknüpfen und sich immer sicherer darin zu fühlen.

Unsere nun verstorbene Hündin Millie, die als Tierschutzfall mit schwerstem Deprivationssyndrom zu uns kam, wurde 17.5 Jahre alt. Sie hat noch am Tag vor ihrem Tod ihre täglichen Übungen gemacht. Wie dies beim Menschen in vielen Untersuchungen nachgewiesen wurde, sind wir auch bei Hunden davon überzeugt: mentale und körperliche Stimulation hält gesund.

Es stimmt mich traurig für all die Hunde, die zu wenig Training erhalten, weil geglaubt wird, „Glücklichsein im Alltag“ und „Training für bestimmte Übungen“ seien unterschiedliche Dinge und würden sich gar gegenseitig ausschliessen. Weil geglaubt wird, dass Training ein notwendiges Übel sei und man es so lange wie möglich von den Hunden fern halten müsste.

Wir müssen aufhören, Hunde untrainiert zu lassen und stattdessen neue Wege des Trainings entdecken und dadurch die Art, wie Training praktiziert wird und wie über Training gedacht wird, verändern. Zum Wohle unserer Hunde.

Denn Training ist Anleitung zum Glücklichsein.

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