„Ein Mangel an Serotonin kann zu Depressionen führen.“ Hast du diese Aussage auch schon mal gehört? Wenn ja, gehörst du zu einer absoluten Mehrheit, die dies so verinnerlicht hat. Einziges Problem: es stellte sich heraus, dass die Annahme, dass Depressionen aufgrund eines Serotonin-Mangels bestehen, nicht haltbar ist und rückblickend sagen viele Praktiker:innen, es sei doch eh klar, dass dies von ihnen immer nur eine Metapher gewesen sei, die sie verwendet hätten. („Ooops, ja, sorry, war falsch!“). Und wo wir gerade schon dabei sind: es ist auch kein anderer biologischer Marker, der für Depressionen verantwortlich wäre. Hat man dir selber oder betreffend deinem Hund je gesagt, dass ein chemisches Ungleichgewicht im Gehirn bestünde und dieses eine Depression, Ängste etc. verursacht? Wenn ja: dies ist faktisch falsch.
Antidepressiva sind eine der bei Hunden am häufigsten eingesetzten Medikamentenklassen zur Langzeitmedikation. Sie werden bei Hunden bei Ängsten (wie Angst vor Menschen, Geräusch- und Trennungsangst etc.), übermässigem Bellen, Unruhe, Zerstörungswut, Stereotypien, Aggressionen, … - you name it - verschrieben. Und ok, diese Medikamente gleichen also schon mal keinen Serotoninmangel aus (weil Mythos) und wir wissen also nicht, weshalb Antidepressiva wirken. Aber immerhin wirken sie! Oder? Oder?! Hier kommt bereits das nächste Problem: Bereits 1998 zeigte eine grosse Metaanalyse, dass Antidepressiva nur unwesentlich mehr wirken als ein Placebo. Schockiert? Ungläubig? Das war ich auch. Wie kann es dann sein, dass die Verschreibungszahlen dieser Medikamente immer noch weiter und weiter steigen?! Ebenso erging es damals vielen, die diese Metaanalyse nach Erscheinen heftig kritisierten. Deshalb wurde die Metaanalyse wiederholt, dieses Mal mit sämtlichen Daten, die zur Zulassung der Medikamente geführt hatten. Und es zeigte sich wiederum das gleiche Bild: Antidepressiva sind kaum besser als ein Placebo. Selbst ein Sprecher der zulassenden Behörde äusserste sich so, dass der Unterschied nur „gering“ sei (dies gilt bei schweren Depressionen, bei leichteren und mittleren gibt es gar keinen Unterschied zwischen Antidepressivum und Placebo). Und dieser verbleibende Mini-Unterschied ist als klinisch nicht relevant zu bezeichnen. Seither haben viele Forschungsgruppen aus mehreren Ländern diese Ergebnisse wieder und wieder bestätigt. Sicher kennen wir alle eine Person, die die Wirkung von Antidepressiva beschwört und das ist dieser Person auch keinesfalls abzusprechen! Es ist nur sehr wichtig festzuhalten, dass quasi die gleiche Wirkung auch durch ein Placebo hätte erzielt werden können. Falls dir in der heutigen Zeit ein Antidepressivum zur Therapie deines Hundes vorgeschlagen wird, sei dir also bewusst, dass du - mit nur minimalstem Unterschied im Nutzen - auch ein Placebo geben könntest. Diese Aussage klingt salopp? Ist aber wissenschaftlich hieb- und stichfest.
Dabei ist es nicht so, dass Antidepressiva generell wirkungslos wären. Sie beeinflussen den Normalzustand des Gehirns. Und ja, Expert:innen wie Prof. Dr. Joanna Moncrieff benennen dabei auch deutlich, dass diese Medikamente deshalb sehr wohl die Persönlichkeit eines Lebewesens verändern. Man darf dabei keinesfalls davon ausgehen, dass Antidepressiva stimmungsaufhellend wären. Es sind keine Happy Pills (Antidepressiva haben übrigens auch kaum einen „Strassenverkaufswert“ und werden garantiert an keiner Party verkauft – was durchaus erstaunen mag, wenn sie doch angeblich so glücklich machen). So spezifisch wirken diese Medikamente nämlich nicht. Sie sind eher grob und sind nicht in der Lage, nur Ängste, Traurigkeit etc. zu dämpfen. Wenn sie eine Wirkung haben, dann, dass sie auf alle Gefühle wirken und diese verblassen lassen. Auf Englisch nennt sich dieses Symptom „Blunting“ und wird in neuesten Übersichtsarbeiten von 46-71% der mit Antidepressiva Behandelten angegeben.
Nun ist es so, dass Antidepressiva bei Hunden – wie erwähnt – nicht nur bei Ängsten, Rückzug etc., sondern auch bei aggressivem Verhalten verschrieben werden. Gerade deshalb ist neben dem Effekt des Bluntings auch Folgendes relevant: Studien zeigen, dass sich ein Teil der Menschen unter Antidepressiva auch als „enthemmt“ erleben, manche Betroffene erfahren diese Aktivierung sogar in so unangenehmer Weise, dass sie die Medikamente bereits kurz nach Beginn der Einnahme umgehend wieder absetzen wollen. Auch bei Kindern ist das Aktivierungs-/Enthemmungs-Syndrom unter Antidepressiva dokumentiert. Verschiedene Studien berichten Prävalenzraten von etwa 10–20 %, wobei in bestimmten Risikogruppen deutlich höhere Raten beschrieben werden.
Im Beipackzettel von Fluoxetin (einem der am häufigsten off-label eingesetzten Antidepressiva bei Aggressionsverhalten von Hunden) steht wortwörtlich: „Reconcile® Kautabletten werden nicht zur Behandlung von Aggressionen empfohlen“. Und zu Clomipramin (einem trizyklischen Antidepressivum, welches ebenfalls regelmässig off-label bei Aggressionen verschrieben wird) heisst es in der Fachinformation: „Clomicalm® Tabletten werden nicht für andere Verhaltensprobleme, wie Aggression, empfohlen.“
Aber es gibt ja nicht nur Antidepressiva. Lasst uns stattdessen über Benzodiazepine sprechen. Benzodiazepine sind zwar eigentlich nicht für den längerfristigen Einsatz geeignet und ihr Einsatz über wenige Wochen hinaus gilt beim Menschen heute als absoluter Kunstfehler (na ja, eigentlich schon seit Jahrzehnten). Dies wird jedoch - trotz besseren Wissens - immer noch so praktiziert. Auch im tierpsychiatrischen Bereich ist der längerfristige Einsatz (mehrere Wochen, Monate, Jahre) nach wie vor gang und gäbe. Dabei zeigen Untersuchungen klar, dass sich die Wirksamkeit nach wenigen Wochen bis spätestens wenigen Monaten verliert und die ursprüngliche Symptomatik, wegen derer sie verschrieben wurden, danach stark verschlimmern kann. Mit längerfristigem Einsatz ist dabei bereits ein Einsatz gemeint, der über ≤2–4 Wochen (inkl. Ausschleichen) hinausgeht.
Vielleicht hast du auch schon gehört: „bei manchen Hunden braucht es die Medikamente, um Training erst möglich zu machen“, „einfach, um einen Fuss in die Tür zu bekommen“? Nun ist es jedoch so, dass es keine einzige Studie gibt, die zeigen könnte, dass Hunde unter Psychopharmaka besser und nachhaltiger lernen würden. Und eine sehr aktuelle Studie zeigt sogar, dass (menschliche) Versuchspersonen unter Escitalopram weniger auf Belohnungen reagieren. Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme sind insbesondere bei Benzodiazepinen bestens bekannt (und sehr häufig). Nicht gerade das, was man im Hundetraining möchte.
Im Humanbereich wird oft argumentiert, dass Psychopharmaka aber Leben retten würden und man sie deshalb weiterhin verschreiben sollte. Tatsächlich zeigen Studien jedoch, dass sich die Anzahl von suizidalen Verhaltensweisen unter Antidepressiva bei unter 25-jährigen verdoppelt und bei Personen im mittleren Alter deutlich ansteigt. Und ja, dies findet sich entsprechend auch als Warnhinweis auf der Packungsbeilage. Hunde begehen natürlich keine Selbstmorde, aber als Hundehalter:in gäbe es mir definitiv kein gutes Gefühl, meinem Hund ein Medikament zu verabreichen, welches Menschen dazu veranlassen kann, sich das Leben nehmen zu wollen. Kannst du alles einfach nicht glauben? Google z.B. mal „Prozac und Packungsbeilage“ (Prozac ist eines der am häufigsten verschriebenen Medikamente). Dort findest du einen Warnhinweis auf das erhöhte suizidale Verhalten.
Das klingt jetzt vielleicht alles gar nicht soo gut. Aber immerhin haben ja die meisten „Hunde unter Dauertherapie keine Nebenwirkungen“. So wird es jedenfalls gesagt. Dabei wird jedoch grosszügig übersehen, dass der längerfristige Einsatz von Psychopharmaka an Hunden kaum getestet ist. Die allermeisten randomisierten, kontrollierten Wirksamkeitsstudien in der Tierverhaltensmedizin sind relativ kurz (≈ 4–8 Wochen), und robuste Langzeitwirksamkeitsstudien sind gar nicht vorhanden. Bereits in dieser kurzen Zeit zeigen sich jedoch durchaus deutliche Nebenwirkungen, wie Unruhe, Hecheln, Lethargie, Erbrechen, Durchfall, …. Zudem ist es so, dass viele (teils sehr belastende) Nebenwirkungen, die beim Menschen dokumentiert sind, beim Hund nur schwer feststellbar wären (auch, wenn die Besitzer:innen besonders achtsam sind). Darunter zählen Symptome wie Depersonalisation (= Entfremdungs-/Unwirklichkeitsgefühl), quälende Alpträume, Druckgefühle im Kopf, Brain Zaps (ein Gefühl, als würde das Gehirn unter Strom gesetzt), widerlicher Geschmack im Mund, Wahrnehmen von Personen/Dingen, die nicht real existieren, etc., etc. Es wäre also deutlich richtiger zu sagen, dass nicht genau gesagt werden kann, welche Nebenwirkungen Hunde haben, da man diese Nebenwirkungen einerseits bei ihnen kaum feststellen könnte und man sich andererseits auch nicht mal je gross die Mühe gemacht hatte, diese längerfristig zu untersuchen.
In Humanstudien kann gezeigt werden, dass viele Nebenwirkungen unter Langzeiteinnahme fortbestehen, andere mit der Zeit sogar noch zunehmen und manche sogar nach dem Absetzen anhalten.
Und damit nicht genug. Auch das Absetzen von Psychopharmaka kann ein äusserst schwieriges Unterfangen sein. Zumeist ist zwar bekannt, dass Benzodiazepine schnell zu einer Toleranzentwicklung und körperlichen Abhängigkeit führen, es wird jedoch selbst im Humanbereich noch von vielen angenommen, dass dies bei Antidepressiva nicht so sei (und manche wehren sich geradezu dagegen, die Begriffe Abhängigkeit und Entzug im Zusammenhang mit Antidepressiva zu verwenden). Dabei zeigen neueste Erhebungen, dass rund die Hälfte der Leute, die Antidepressiva mehr als einige Wochen und Monate eingenommen haben, diese mit den gängigen Methoden nicht erfolgreich absetzen können (bei noch längerer Einnahme steigt die Zahl noch weiter an). So titelte denn auch The New York Times bereits im April 2018 „Many People Taking Antidepressants Discover They Cannot Quit“ (dt.: „Viele Leute, die Antidepressiva nehmen, stellen fest, dass sie diese nicht mehr absetzen können“).
Besonders wenn das Absetzen zu schnell erfolgt war (dazu gehört das abrupte Absetzen, aber auch das Absetzen über wenige Wochen oder wenige Monate hinweg - wie es üblicherweise bis heute praktiziert wird), können schwerste, schier unerträgliche Entzugssymptome auftreten. In einer patientennahen systematischen Übersichtsarbeit berichteten 56% der Teilnehmenden Absetzsymptome (diese Zahl steigt auf rund 75% an, wenn die Medikamente länger als zwei Jahre genommen wurden) und 46% dieser Betroffenen schwere Symptome. Selbst ein einmaliges Auslassen („Vergessen“) einer Dosis kann bereits potentiell zu sehr unangenehmen Entzugserscheinungen führen.
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Da es so wichtig ist, hier nochmals in aller Deutlichkeit: ein zu schnelles Absetzen (und damit ist nach neuesten Leitlinien im Humanbereich ein Absetzen gemeint, welches eine Dosisreduktion um 5-10% (der jeweils vohergehenden Dosis, NICHT der Erhaltungsdosis) alle 2-4 Wochen überschreitet und nicht hyperbolisch ist), kann zu schwersten, unerträglichsten Nebenwirkungen führen, die über eine sehr lange Zeit (nach dem Absetzen der Medikamente) anhalten können und ein falsch durchgeführtes Absetzen darf deshalb NIE geschehen.
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Unter diesen Entzugssymptomen sind nicht nur körperliche, sondern auch emotionale. Letztere können verdächtig ähnlich wirken, wie die Symptome wegen denen die Medikamente ursprünglich verschrieben wurden. Und da sich Leitlinien (und entsprechend viele der Verschreibenden) nach wie vor auf Studien aus den 90er Jahren beziehen, die an Leuten durchgeführt wurden, die die Medikamente nur 8-12 Wochen erhielten, hält sich die Überzeugung, dass die Absetzsymptome in der Regel „mild und selbstlimitierend“ (auf wenige Wochen) seien und man dabei keinesfalls von Entzugssymptomen sprechen dürfte.
Riesiges Problem hierbei: da nun eben so wenig bekannt ist, welche Entzugssymptome viele Psychopharmaka selbst Wochen und Monate (und für so einige Personen: Jahre) nach dem Absetzen haben können, können die Betroffenen kaum auf Hilfe zählen, erleben es jedoch, dass bei ihnen stattdessen ein „Rückfall“ oder das „Auftreten einer neuen Erkrankung“ diagnostiziert wird. Anstatt das Ausschleichen des genommenen Medikamentes noch schrittweiser und sorgfältiger zu gestalten, wird also nun stattdessen die Dosis erhöht, das Medikament gewechselt oder ein zusätzliches Medikament verschrieben. Immer in der Überzeugung, dass nicht die Medikamente diese auftretenden Probleme verursacht haben können, sondern dass eine sich verschlimmernde Erkrankung zugrunde liegen würde. Dabei wird das Absetzen zum Ende hin schwieriger. Die ersten Reduktionsschritte sind deutlich einfacher als die letzten, weil die klinische Wirkung nicht linear mit der Dosis abnimmt (hyperbolischer Dosis-Wirkungs-Zusammenhang). Das führt zu der besonders häufigen Fehlannahme, dass der Hund halt „eine kleine Erhaltungsdosis“ dauerhaft brauchen würde, da sonst die „Symptome“ wieder aufflammen würden.
Festzuhalten auch hier: Die so oft beschworene „Anflutzeit“ und das äusserst übliche Vorgehen des Wechsels zu einem nächsten Medikament (wenn der gewünschte Effekt nicht erzielt wurde) oder der Erhöhung der Dosis ist NICHT evidenz-basiert. (Ja, wirklich.) Dosissteigerungen und Umstellungsphasen sind jedoch besonders anfällig für Nebenwirkungen, Absetzsymptome und Wechselwirkungen.
Und wie kommt man jetzt aus dem Schlamassel wieder raus? Es gibt keinerlei Untersuchungen dazu (in Zahlen: 0), wie diese Medikamente bei Hunden am schonendsten wieder abgesetzt werden können. In vielen Übersichtswerken zur Verschreibung von Psychopharmaka bei Tieren fehlen konkrete Angaben zum Absetzen der Medikamente entweder gleich komplett oder die Absetzfrist wird allerallermeistens mit 2-4 Wochen (in etwas besseren Fällen mit 2-3 Monaten) angegeben, was alles nach heutigen Erkenntnissen wahrscheinlich als massiv zu kurz angesehen werden muss. Expert:innen (im Humanbereich) empfehlen das hyperbolische Ausschleichen von Psychopharmaka über zumindest mehrere Monate oder länger (1-2 Jahre und mehr können nötig sein), wenn die Substanzen bereits schon nur mehr als ein paar Wochen eingenommen wurden (immer individuell angepasst, um das Ausmass der Entzugssymptome erträglicher zu halten).
Ebenfalls sind viele erhältlichen Medikamentendosierungen nicht ideal geeignet für ein langsames, gleichmässiges Ausschleichen - was zeigt, wie selten dieses praktiziert wird. Das lässt dich ungläubig zurück? Denk unbedingt daran, in den Quellen selber nachzulesen.
Wann ist es eigentlich geschehen, dass wir begonnen haben, Reaktionen auf schwierige Umweltsituationen oder nach traumatischen Erlebnissen als krankhaft und medikamentös behandlungsbedürftig einzustufen? Das lässt sich tatsächlich zeitlich recht gut eingrenzen: in den 70er Jahren wurden verschiedene Medikamente entwickelt und es sollte bestimmt werden, welchen Patient:innen diese Medikamente einen Nutzen verschaffen könnten. Es wurde daraufhin von Fachleuten Kriterienlisten erstellt, um Medikamentenwirkungen auf verschiedene Patientengruppen zu bestimmen - diese Symptomlisten gingen über in das DSM (einem Klassifikationssystem für psychische Störungen – genutzt weltweit in Klinik, Forschung und Abrechnung). Dieses Diagnosemanual wird heute selbst von ursprünglichen Mitwirkenden kritisiert, wie Professor Dr. Bessel van der Kolk, einem der international anerkanntesten Psychiatern und Traumaforschern, der das DSM als „blosse Liste von Symptomen ohne jegliche wissenschaftliche Validität“, „dumme Symptomlisten“ und „a bunch of shit“ bezeichnet (Originalzitate). Dieses Diagnosemanual wird jedoch nicht nur bis heute weiterhin standardmässig verwendet, sondern auch immer noch weiter „verschärft“. Ein Beispiel: wer länger als zwei (!) Wochen (zum Beispiel) nach einem Todesfall in der Familie traurig und antriebslos ist, sich müde fühlt, Probleme mit dem Schlafen hat, wenig Appetit hat, kann nach dem aktuellsten Diagnosemanual bereits mit einer Depression diagnostiziert werden. Früher (im DSM-IV) wurde dies noch als Trauer anerkannt und dazu geraten, nach einem solchen schweren Verlust zumindest innerhalb der ersten 2 Monate mit der Diagnose „Depression“ zurückhaltend zu sein.
Bereits bis zum Alter von 45 Jahren erfüllen gemäss Langzeitdaten (z. B. Dunedin-Kohorte) 86 % der Menschen die Kriterien für eine „psychische Störung“. Dabei darf der Leidensdruck keinesfalls bagatellisiert werden – diese Anzahl zeigt jedoch, dass es wesentlich mehr Sinn macht, dieses Erleben als einen normalen Teil der menschlichen Erfahrung zu betrachten.
Wir brauchen einen grundlegenden Wandel in der Art und Weise, wie wir die Ursachen von psychischen Problemen verstehen. Eine individuelle Betrachtung der spezifischen Herausforderungen eines Lebewesens ist hilfreicher als pauschale (und falsche!) Erklärungen wie „chemische Ungleichgewichte“ im Gehirn.
Dabei ist es keinesfalls so, dass wir ohne Psychopharmaka aufgeschmissen wären. Im Gegenteil kann sogar gerade die vermeintliche Lösung einer Pille dazu führen, dass nicht mehr weiter gesucht wird (und die eigentliche Lösung also nicht gefunden wird). Dabei gibt es viele Massnahmen, die nachweislich wirksam sind, darunter vor allem das konkrete Lösen vorhandener Problemquellen und förderliche Sozialkontakte.
Ja, ich gehe so weit – auf Basis der derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnislage – zu sagen, dass ein erheblicher Teil der aktuellen Verschreibungspraxis in der (Human- und) Tierpsychiatrie NICHT im Einklang mit der besten verfügbaren Evidenz steht. Ich hoffe definitiv, es in den nächsten Jahren (oder vielleicht wenigstens Jahrzehnten) mitzuerleben, dass weitere Behandlungsrichtlinien angepasst und die aktuell eingesetzten Medikamente keine (oder nur noch seltenste, punktuelle) Verwendung finden. Es wird dann die Herausforderung bleiben, wie man den Unzähligen hilft, ihre Medikation, die den beabsichtigten Effekt verfehlt, jedoch nicht nebenwirkungsfrei ist, in einem durchdachten Verfahren abzusetzen.
Mittlerweile habe ich schon einige Vorträge über den aktuellen Wissenstand im Bereich der Psychopharmakologie und Hunden gehalten und die Reaktionen darauf sind immer wieder äusserst spannend und illustrieren geradezu perfekt das Spannungsfeld, in dem wir uns aktuell befinden. Einerseits erhalte ich viele Zuschriften von Betroffen, die zum Teil schwerste Leidensgeschichten hinter sich haben oder noch mitten drin stecken und einzelne Zuschriften von Tierärzt:innen, die vom Einsatz von Psychopharmaka wegkommen möchten oder bereits weggekommen sind. Andererseits erreichen mich Nachrichten, in denen Unglauben oder auch Vorwürfe geäussert werden (bislang jedoch immer ohne Vorlage konkreter wissenschaftlicher Gegenbelege).
Ich möchte deshalb hier noch auf 6 der häufigsten Rückmeldungen eingehen:
Rückmeldung 1: „Aber was soll man tun, wenn man einen total verängstigen Hund in einer 1-Zimmer-Wohnung in einer Grossstadt hat?“
Solche Fragen erhalte ich sehr oft. Aber nur, weil wir Menschen Tiere in sehr ungünstige Situationen bringen, ändert dies nichts an der Tatsache, dass Psychopharmaka nicht in der gewünschten Art wirken und - würden sie trotzdem gegeben - dem Hund nur noch weitere Probleme verursachen würden. Unabhängig davon, wie herausfordernd eine Situation ist, kann ein Medikament, welches nicht das eigentliche Problem lösen kann, jedoch massive Nebenwirkungen und Entzugssymptome auslösen und die Wahrscheinlichkeit von Rückfällen erhöht, nie mehr als eine momentane Scheinlösung sein. Das Verlassen auf eine erhoffte Wirkung, die diese Medikamente jedoch nicht bringen können, verursacht, dass nicht weiter nach echten Lösungen gesucht wird, wie Optimierung der Lebenssituation inkl. Auslauf, Ernährung, Sozialkontakte, passendes Training, …
Rückmeldung 2: „In der Praxis sehen wir Tierärzt:innen/Trainer:innen aber schon, dass die eingesetzten Medikamente wirken“.
Es ist äusserst wichtig festzuhalten, dass es keinerlei Kritik daran gibt, dass man mit Antidepressiva eine Wirkung erzielen kann. Dies haben auch alle Studien so festgehalten. Sie haben nur auch gezeigt, dass man quasi die identische Wirkung auch durch Placebo erreichen kann und man ohne Antidepressivaeinnahme natürlich wesentlich besser da steht, was Nebenwirkungen und Entzugssymptome angeht.
Auch Benzodiazepine „wirken“. Ganz zu Beginn deutlich besser als Placebo, nach wenigsten Wochen aber bereits deutlich schlechter als Placebo und die Benzodiazepine haben es bis zu diesem Zeitpunkt sogar geschafft, das ursprüngliche Problem, wegen denen sie verschrieben wurden, MASSIV zu verschlechtern. (Statt einer Panikattacke pro Woche hat man nun z.B. 3, die sich auch noch heftiger anfühlen).
Für die oft bei Silvester, Gewitter oder Tierarztpraxisbesuch etc. eingesetzten Bedarfsmedikamente haben wir zum Teil nur bescheidenste Wirksamkeitsnachweise (z.B. für Gabapentin, welches auch nie als angstlösendes Medikament zugelassen wurde) oder die Wirksamkeitsstudien dazu gehen nicht über wenigste Wochen oder 10 einzelne Gaben hinaus. Deutlicher formuliert: was längerfristige Wirkungen und Nebenwirkungen angeht, wird man (bzw. der eigene Hund) also ganz schnell selber zum Versuchskaninchen.
Rückmeldung 3: „Was soll ich dem Hund stattdessen geben/verschreiben?“
Prof. Joanna Moncrieff formuliert es so: wir müssen vom Gedanken wegkommen, dass psychische Herausforderungen medizinisch behandelt werden könnten oder sollten. In England sind bereits Bestrebungen in Gange, die offiziellen Leitlinien und Versorgungsstrukturen stärker in diese Richtung zu entwickeln, sodass z. B. Menschen mit depressiven Symptomen vermehrt durch soziale Einrichtungen, Community-Angebote und sogenannte social prescribing-Programme bei der Bewältigung ihrer konkreten Lebensprobleme unterstützt werden, anstatt sie zu medikalisieren. In diesem Rahmen werden Depression und Angst nicht als isolierte „Defekte“ des Individuums verstanden, sondern als verständliche Reaktionen auf konkrete Lebensbedingungen.
Man muss sich bewusst machen, dass es keinerlei Evidenzen gibt, dass psychische Probleme eine körperliche Ursache hätten. Psychopharmaka verändern den Normalzustand des Gehirns und gleichen keinerlei biologischer Ungleichgewichte aus (weil nicht vorhanden). Dies stellt einen so massiven Paradigmenwechsel dar, dass wir uns als Gesellschaft erst noch daran gewöhnen müssen. Wir müssen also nicht „was anderes“ geben, sondern uns an die Realität gewöhnen, dass gar nichts eingegeben werden sollte.
Übrigens: im Unterschied zu der häufigen Annahme, dass man einfach eines morgens schwer depressiv aufwachen könnte und absolut nicht wissen würde, woher diese Depression kommt, ist es für eine absolute Mehrheit von mit Depression diagnostizierten Menschen so, dass sie einen sehr realen Grund angeben, wie Einsamkeit, Verlust eines geliebten Lebewesens, Armut, usw.
Dieser Gemütszustand kann sich extrem schwerst anfühlen, man kann sich fühlen, wie man sich zuvor nie auch nur annähernd gefühlt hatte, als würde etwas mit dem eignen Zustand wirklich gar gar nicht mehr stimmen und Unterstützung ist unbedingt wichtig - dies ändert alles aber nichts an der Tatsache, dass wir es nicht mit chemischen Ungleichgewichten zu tun haben, sondern mit einer normalen Reaktion.
Rückmeldung 4: „Das war vielleicht früher mal alles so. Heute ist die Praxis ganz anders!“
I WISH! Wirklich. Sowas von. Und ja klar, gibt es ein paar Fortschritte in manchen Behandlungsleitlinien im Humanbereich und bereits einige Praktiker:innen (denen unsere ganze Anerkennung gebühren muss), die fast ganz von der Verschreibung von Psychopharmaka weggekommen sind.
Dass gesagt wird „wir geben die Medis nur noch, wenn es wirklich nötig ist und so kurz wie möglich“ und „man muss sich halt schon an eine wirklich kundige Fachperson wenden!“, ist durchaus perfide, denn es klingt so beruhigend, als hätten wir gar kein Problem, „hier gibt es nichts zu sehen, bitte weitergehen!“. Die eigentliche Realität sieht nämlich noch ganz anders aus. Aktuell schätzt man, dass weltweit rund 100 MILLIONEN Menschen Antidepressiva einnehmen (ca. ein Viertel davon bereits seit mindestens zwei Jahren - manche davon aber 20, 30 Jahre und mehr) und je nach Land hat ungefähr jeder 4. bis jeder 8. Erwachsene bereits einmal ein Psychopharmakon eingenommen. Für den Tierbereich haben wir keine genauen Zahlen. Nach wie vor werden jedoch in Lehrbüchern, Weiterbildungen, Seminaren, Workshops etc. von namhaften Referent:innen im veterinärmedizinischen Bereich Psychopharmaka als gar unerlässliche Hilfe dargestellt, betont, es wäre fast tierschutzrelevant, wenn ein Tier z.B. Angst haben müsste, statt ihm die nötige medizinische Hilfe zukommen zu lassen. Es geht in der heutigen Praxis weiterhin vor allem darum, „Tierbesitzer:innen die Hemmung vor nötigen Psychopharmaka zu nehmen“, wenn die „Tiere, diese Hilfe benötigen“. Dabei - und ich wiederhole mich - haben wir KEINERLEI Evidenzen, die zeigen würden, dass es sich bei Angst, Zurückgezogenheit, Scheu, Aggression etc. um chemische Probleme im Gehirn handeln würde, die durch Psychopharmaka wieder ins Lot gebracht werden könnten. Ein Einsatz von Medikamenten bei diesen Problemen ist deshalb schlicht ein Kategorienfehler - auch wenn der Einsatz nur kürzer erfolgen würde. Ich erwähne zudem auch hier nochmals, dass auch ein „kürzerer“ Einsatz von Antidepressiva nicht nur NICHT-evidenzbasiert ist, sondern bereits zu massiven Entzugssymptomen führen kann, wenn er über wenige Wochen oder wenige Monate erfolgt war.
Rückmeldung 5: „Das mag alles für den Humanbereich stimmen, lässt sich aber nicht auf Hunde übertragen!“
Wer eine Übertragbarkeit pauschal ausschliesst, muss erstmal erklären, warum neurobiologische Grundmechanismen plötzlich bei einem anderen Säugetier ausser Kraft treten sollen.
Wir haben es hier mit der Tatsache zu tun, dass psychische Zustände nicht auf „chemische Defizite und Ungleichgewichte“ reduziert werden können (wie etwa einen Serotoninmangel). Diese jahrzehntealten Annahmen können weder beim Menschen noch bei anderen Säugetieren überzeugend belegt werden. Psychopharmaka wirken nicht selektiv auf eine angebliche Krankheit, sondern verändern den normalen Gehirnzustand – unabhängig davon, ob es sich um Menschen oder Hunde handelt.
JA, es ist so, dass wir generell in vielen Bereichen zur Psychopharmakagabe beim Hund nur eine sehr bescheidene Datenlage haben. Dies kann ja aber doch kein logischer Grund sein, unbeschwerter Psychopharmaka beim Hund einzusetzen, nicht?! Es ist jedoch NICHT so, dass wir komplett im Dunklen tappen würden. Wir haben viele wichtige Befunde, die eine sehr vergleichbare Problematik wie beim Menschen nachweisen.
Es ist unbedingt wichtigst, die Studien aus dem Humanbereich zu kennen, da Menschen z.B. ihre erlebten Nebenwirkungen in Worten formulieren können, so dass wir zumindest erahnen können, worauf wir auch bei Hunden potentiell achten sollten.
Rückmeldung 6: „Du verteufelst Psychopharmaka!“
Hm. Bei dieser Aussage wird grosszügigerweise übersehen, dass nicht ich persönlich all diese - immer noch zahlreicher werdenden - Studien und Metaanalysen erstellt habe, die zeigen, dass wir mit dem Einsatz von Psychopharmaka nicht wirklich gut fahren. Ich stelle ausschliesslich die Ergebnisse dieser aktuellen Studien und Metaanalysen vor. Bisschen seltsame Definition von „Verteufeln“, nicht?
Meinungen und Fakten sind nicht das gleiche und sollten niemals den selben Stellenwert bekommen. Jeder einzelne in diesem Blog oben geschriebene Satz lässt sich auf seine Richtigkeit von dir selber anhand der unten angegebenen Quellen überprüfen.
Quellen
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